Reh

Aufräumen mit einem Reh

Falls du dich wunderst, warum du auf dem Bild eine Ziege statt einem Reh siehst: Ein Piktogramm von einem Reh gab es nicht. Da in der Geschichte glücklicherweise auch eine Ziege mit vorkommt, passt das Bild dennoch.

Weil ich die Geschichte so besonders finde, habe ich sie schon häufig erzählt. Immer wieder gibt es dann einen Moment an dem ich mich frage, ob ich das wirklich so erlebt habe. Und ja, ich kann dir sagen, ich habe tatsächlich mit einem Reh zusammen aufgeräumt.

Informationen zur Wissensliste kannst du auch in meinem Podcast hören.

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Vorweg die Info, dass ich vor Tieren allgemein großen Respekt habe. Meine Kundin hatte mir bereits am Telefon gesagt, dass sie gerade ein Reh, welches seine Mama verloren hatte, mit der Flasche groß zieht und dieses deshalb vorübergehend mit im Haus wohnt.

Das Haus meiner Kundin war in einem ganz normalen Wohngebiet. Das hinter dem Grundstück ein paar wenige Bäume waren, habe ich gar nicht als Wald wahrgenommen.


Bevor wir mit dem Ordnung schaffen begonnen habe, saßen wir erst einmal in der Küche haben gemeinsam einen Tee getrunken und uns unterhalten. Das Reh stand währenddessen in der Ecke und hat mich genauestens beobachtet. Auch ich habe es beobachtet und gehofft, dass es nicht auf mich zukommt. Jedoch kam es langsam immer näher und hat ganz vorsichtig an mir geschnuppert.

Mucksmäuschenstill saß ich da, habe meine Tasse Tee fest umklammert und mich keinen Zentimeter bewegt.

Los ging es mit Aufräumen

Nachdem mir meine Kundin die Bereiche gezeigt hat, in die sie gerne Ordnung bringen möchte, haben wir uns entschieden, mit dem Schuhschrank im Erdgeschoss zu beginnen.

Ich habe diesen einmal komplett ausgeräumt und danach haben wir die verbleibenden Schuhe zurück in den Schuhschrank geräumt. Damit die anderen Familienmitglieder wissen, wo sie ihre Schuhe finden, haben wir den Schuhschrank provisorisch mit Etiketten beschriftet. Da die Türen des Schuhschranks geflochten waren, haben die Etiketten nicht so gut darauf geklebt. Da die Beschriftung aber nur kurzfristig relevant war, hat das gerade gut gepasst.

Das Reh war übrigens immer mit dabei und hat genau geschaut, was wir machen. Für mich war das auch völlig in Ordnung.

Damit das Reh nicht alleine unter Menschen aufwächst, hat meine Kundin einen anderen Paarhufer, eine Ziege, als "Spielgefährten" für das Reh gehabt. Die Ziege hatte ihren Platz jedoch draußen in einem Stall im Garten und durfte sich im Haus nicht frei bewegen.

Meine Kundin hat mittags die Ziege kurz ins Haus geholt. Die Ziege war angeleint und konnte sich im Eingangsbereich bewegen.

Kannst du dich noch erinnern, von was ich gerade geschrieben habe? Was es im Eingangsbereich interessantes zu entdecken gab?

Ich kam gerade - die Hände vollgepackt mit Gegenständen - aus dem Keller und habe gesehen, wie die Ziege genüßlich die Beschriftung vom Schuhschrank frisst. Reflexartig bin ich auf die Ziege zu gesprungen und habe sie daran gehindert, weitere Aufkleber zu fressen und versucht, einige Papierreste aus ihrem Maul zu retten, damit sie diese nicht schluckt.

Zur Erinnerung: Normal halte ich lieber Abstand zu Tieren.

Noch heute muss ich schmunzeln, wenn ich an diese lustige Situation denke. Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis, mit einem Reh aufzuräumen. Besonders auch deshalb, weil ich einige Tage danach von meiner Kundin erfahren habe, dass das Reh sonst gar nicht auf Besuch zugeht. Dass sie häufig Besuch bekommt und jeder gerne das Reh streicheln wollte und es sich lieber versteckt. Mir war das in dem Moment gar nicht bewusst, dass es ungewöhnlich ist, dass das Reh auf fremde Menschen zugeht.